In letzter Zeit fallen mir überall im Kiez Zettel mit Botschaften auf. Diese Zettelwirtschaft ist nichts Neues, aber die Inhalte, die hier transportiert werden, sagen natürlich auch immer etwas über die jeweilige Zeit aus: Was beschäftigt die Bewohner? Worüber ärgern sie sich? Was möchten Sie ihrer Umwelt mitteilen?
Einige dieser Botschaften stellen wir hier in loser Folge vor.
Heute ein Beispiel dafür, wie bestimmte gesellschaftliche Probleme letztendlich am Einzelnen hängenbleiben, der sich damit auseinandersetzen und irgendwie verhalten muss:
BITTE – BITTE – BITTE
Abschrift:
„Berlin, 25.11.2014
BITTE – BITTE – BITTE
Heute haben wir
wieder unten im
Keller jemanden
gefunden der Heroin
spritzt!!! Lasst
bitte diese Tür nicht
offen!!!
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Bugün Bodrum katından
Eroin Kullanan birini kovduk
Hepinizin iyiliḡi için şu
kapıyı kapalı tutunuz lütfen!!!
BITTE“
Die Anwohner wissen das, haben sich sicherlich auch ein Stück an diese Parallelwelt vor ihren Augen gewöhnt.
Trotzdem ist es hart, regelmäßig im eigenen Hauseingang, im Hausflur oder im Keller über Menschen zu stolpern, die sich entweder gerade einen Schuss setzen oder dort bewusstlos herumliegen.
Im angrenzenden Graefekiez begegnen die Hausbesitzer derartigen „Bedrohungen“ mittlerweile zunehmend durch aufwändige automatische Schließanlagen oder die Videoüberwachung von Hauseingängen.
Einerseits verständlich, andererseits wird hierdurch aber auch ein Klima von Misstrauen und Abschottung gefördert.
Angesichts der Hilflosigkeit, mit der derzeit am Beispiel Görlitzer Park mit der Drogenszene im Bezirk umgegangen wird, haben Anwohner wenig Hoffnung auf Hilfe von staatlichen Institutionen.
Da bleibt dann im Einzelfall wohl nur, die Türen geschlossen zu halten.
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